Ilse Kilic

bemerkungen zu leer und mehr, licht und nicht, bild und bald - da capo

(für cornelia mittendorfer)

 


der ernst des lebens

der ernst des lebens stellt leere her. er entsteht neben der leere. der beste ernst des lebens lebt der leere entgegen. der ernst des lebens erkennt den scherz. er erkennt den schmerz. er leert den teller der schmerzen. er geht den weg des messers. er geht den weg der sterne. er schlendert. er dreht den teller. er verdreht den weg. er bebt. er redet gerne. wenn er redet, werden sterne hell. wenn er lebt, bellen brennende kerzen. der ernst des lebens neckt den schmerz. er erschreckt den schmerz. er webt ernst den nebel des lebens, der den helfenden scherz verdeckt. der ernst des lebens bellt selbst. er steht neben dem leeren weg. der leere weg bedeckt den weg der lehre. der weg der lehre geht vergebens ZUR SCHULE PLUS

 

unsere wuensche ergeben den mehrwert des lebens

unsere wuensche knurren, wenn der ernst des lebens zu streng herrscht. unsere wuensche nennen den ernst des lebens strenge und den leuchtenden stern zu dunkel. unsere wuensche spruehen funken. unsere wunsche fuehren den ernst zur kunst und zum mut, zur ruhe, zum futter und zur stummen freude, zur flut und zur ebbe, zur wueste und zur kueste der leere, zur benuetzung und zur entfremdung durch benuetzung. kurz: der wunsch fuehrt zur ungeduld und zur geduld. der wunsch befluegelt uns und der wunsch hemmt uns. der wunsch schlummert neben uns und er weckt uns zu jeder stunde. der wunsch fuellt jede leere und lehrt uns jede furcht. der wunscht knurrt wenn der ernst des lebens schlummert. und im dunkel kennt der wunsch das LICHT NICHT

 

wir sind wildnis

im licht blinzelt unser blick. wir sind geblendet. wir sind selbst ein stueck kunst, stundenweise werden wir, weil wir sind. wir entscheiden nicht immer, wenn wir denken, denn in unseren gehirnen wirken elektrische gesetze. sie entscheiden, wieviel wir sehen, wenn unser blick ins leere geht. in jeder leere sitzt die lehre, die wir in der schule nicht lernen. die leere ist nicht die lehre. unterschiede bilden wirklichkeiten, wenn wir den blick heben. nein. nicht heben muessen wir den blick, wir muessen ihn senken. wenn wir den blick senken, sehen wir nicht den himmel, wir sehen nicht die sterne, hingegen sehen wir den weg, den stein, den eigenen fuß. wir sehen den see und die see. wir sehen vielleicht wenig. wir sind ABER DA.

 

als wenn da was waere, was andres als

wir denken an die stille. an die fuelle, die langsam leer wird, wie es dem schicksal entspricht. leere wird fuelle, fuelle wird leere. jeden tag aufs neue entleert das leben seinen sinn. jeden tag aufs neue wird das licht dunkel, funkelt der stern hell oder gleißend, jeden tag entstehen wuensche, damit sie zugrunde gehen. das ist der ernst des lebens, den wir gar nicht verstehen. wir lachen gerne ueber den ernst. wir lachen gerne und wir brauchen das lachen, damit unser mund rund bleibt. das lachen bringt das weltall in unseren alltag. das lachen ist ein raumschiff fuer unsere seele. das lachen ist ein traumschiff fuer unseren blick. unser blick erschafft das, was da ist, nein, das ist falsch. wir sehen etwas, weil es da ist. ist alles, da, damit wir etwas sehen? bin ich das zentrum der welt? nein, ich bin es nicht. ODER DOCH, STOP?

 

schon rollt in mir das ei der columbina

was ist also da, wenn ich fort bin? columbina nickt mit dem schoenen kopf und gurrt. die antwort gibt es noch nicht. bald ist fort, was am foto sichtbar ist. ort und wort, das muss so sein. doch noch ist das foto da. das foto macht das ding fest. das salz macht das bild fest. das bild hält das fest fest. ich halte mich fest. rotation und korrosion, notation und motivation, irritation und narration, komplott und komplett, der neunmalkluge kopf vergisst mein nicht. danke.

 

Zu: Seaside.Überrascht. 2.-21.7.2010, Grüne Mischung, 1060 Vienna