Je weiter ich in die Ferne reise, desto unbekannter scheint manchmal das, was auf der Netzhaut zurückbleibt. Oder es erscheint visuell bekannt, doch sind die Vorgänge nicht verständlich.
Der oder die Fremde ist mir als Mensch viel näher als fremd: in der Sympathie, in der Müdigkeit, in der Freude, im Hunger, in der Neugier, in allem Empfinden. Und doch weiß ich wenig über seine oder ihre Beweggründe, Haltungen, Gedanken, Schlussfolgerungen. Jede Interpretation des Wahrgenommenen bringt meinen eigenen Kanon ins Bild. Wenn ich mich dem Anderen aber zuwenden möchte, dann bin ich zurückgeworfen auf meine pure Wahrnehmung: ich sehe, höre, fühle, schmecke, rieche und bin ständig überrascht. Ich bewege mich in diesem Raum zwischen Vertrautem und Unvertrautem. Das Unsagbare, nicht Gewusste, ist für mich nicht abbildbar in Reisefotografie oder Reisebeschreibungen, die letztlich immer nur mich selbst zum Zentrum hätten. Ich transformiere das Unsagbare in Farblinien und gebe ihm damit einen Raum, der in der schlichten Abbildung verschwinden würde. Einen Raum in mir selbst bei der Herstellung und einen Raum für die Imagination der Betrachter.
„Je näher das Fremde rückt, desto fremder wird das Eigene“ (Paolo Bianchi).
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The more I travel greater distances, the more unknown it seems is what remains on my retina. Or, that which remains seems to be visually recognisable, but the occurrences appear to be incomprehensible.
To me, the foreigner as a being is more close than foreign: in affection, in weariness, in hunger, in curiosity, in all feeling. I nevertheless know little about his or her motives, attitudes, thoughts and conclusions. Every interpretation of perception brings my own canon into the picture. When I want to approach the other, I am reduced to my sheer perception: I see, hear, feel, taste and am constantly surprised. I move between the familiar and unfamiliar. To me, the unspeakable, the unknown, cannot be depicted in travel photography or in travel descriptions. That would ultimately focus only on me and my perceptions. I have transformed the unspeakable into coloured lines and by doing so, have given it a space which would simply disappear in the sleek reproduction. Space in myself for the creation and space for the imagination of the viewer.
„Je näher das Fremde rückt, desto fremder wird das Eigene“ (Paolo Bianchi), or “the closer the foreign approaches, the more foreign one’s (own) self becomes”.
(English version by Cynthia Cook)